Industrie 4.0

Artaker CAD Systems und Molto Luce ­
entwickeln die perfekte Vernetzung

Es ist eine Aufgabe, der sich viele Unternehmen im Moment stellen müssen: Die Vernetzung von historisch gewachsenen Produktions- und Ressourcenplanungssystemen. Zwar haben Unternehmen in den vergangenen Jahren viel in den Kauf von Soft- und Hardware investiert, doch wurden dabei die Systeme der verschiedenen Firmenbereiche selten miteinander verknüpft. Dieser Herausforderung sah sich auch Molto Luce gegenüber. Der Leuchtenhersteller aus Österreich verfügte über keine Schnittstelle zwischen den IT-Systemen der Produktentwicklung und der Ressourcenplanung. Um künftig alle Prozesse durchgängig digital abzuwickeln, hat sich Molto Luce für eine Zusammenarbeit mit den Experten von Artaker CAD Systems entschieden.

Um eine optimale digitale Wertschöpfungskette zu erhalten und erfolgreich am Markt zu bestehen, müssen Unternehmen ihre IT-Anwendungen und die entsprechenden Daten miteinander vernetzen. Vor knapp zwei Jahren hat Molto Luce die Weichen dafür gestellt. Industrie 4.0 zieht seither auch bei dem Leuchtenhersteller, der 1981 in Wels gegründet wurde und seit 2002 eigene Leuchten für Hotellerie, Gastronomie, Shops und den privaten Bereich produziert, ein. Molto Luce wollte eine digitale Prozesskette schaffen, die Konstruktion, Fertigung und Ressourcenplanung miteinander verknüpft. Entwicklungs- und Konstruktionsdaten aus dem Produkt Data Management System (PDM) sollten automatisch in das Enterprise Ressource Planning System (ERP) übertragen werden, um so Fehlerquellen zu vermeiden und Zeit zu sparen. Außerdem sollten die Daten automatisch auf die Molto Luce Homepage hochgeladen und freigegeben werden, damit Kunden sich Datenblätter, Montageanleitungen und andere Dokumente herunterladen können. „Mein erstes Ziel war zunächst, ein Freigabe- und Revisionsmanagement zu implementieren, damit wir keine Fehlproduktionen aufgrund veralteter Daten mehr haben“, berichtet Erwin Radhuber, Konstrukteur und CAD-Administrator bei Molto Luce. „Das Produkt, das wir jetzt haben, ist aus vielen kleinen Ideen gewachsen – und inzwischen optimal ausgearbeitet.“
Digitale Vernetzung Molto Luce - Radhuber

Zusammenarbeit mit IT-Spezialisten

Für die digitale Umstellung hat sich Molto Luce die Spezialisten von Artaker CAD Systems ins Haus geholt. Die beiden Firmen können auf eine über zehn Jahre andauernde Zusammenarbeit zurückblicken, so dass bereits eine solide Vertrauensgrundlage bestand. Artaker hat sich auf modernste IT-Lösungen vor allem mit Autodesk-Anwendungen spezialisiert. Molto Luce verwendet zur Konstruktion Autodesk® Inventor®. Als PDM-System wird Autodesk® Vault® eingesetzt. „Mittlerweile gibt es in unserer Firma eine große Vielfalt an unterschiedlichsten Datentypen: CAD Daten und E-CAD-Daten für die Elektronikplatinen aus Eagle, Word-Dateien für die technischen Handbücher, Montageanleitungen, die in InDesign erstellt und automatisiert in ein pdf konvertiert werden, sowie verschiedene weitere Neutralformate. Wir mussten einen Weg finden, damit all diese Datei-Informationen miteinander kompatibel sind und zudem automatisch in unser ERP-System der Firma Pollex-LC übertragen werden konnten“. Eine Schnittstelle zwischen PDM- und ERP-System gab es bis dato nicht. Daniel Stockinger, technischer Leiter bei Artaker CAD Systems und Erwin Radhuber mussten diese komplett neu entwickeln. Drei Dinge stellten die IT-Fachleute bei ihrem Projekt besonders auf die Probe: Zum einen war es schwierig, die Adobe InDesign-Daten optimal in Vault zu integrieren und dann wieder ins ERP-System bzw. auf die Website zu lenken: „Dafür gab es keine Lösung. Das haben Daniel Stockinger und ich alles selbst ausgetüftelt und uns dabei fast die Zähne ausgebissen – aber wir haben es geschafft“, berichtet Radhuber. „Ich glaube nicht, dass das mit einem anderen Dienstleister möglich gewesen wäre, denn der Einsatz von Daniel Stockinger war überdurchschnittlich.“

 

Die Krux mit der Namensgebung
Auch die zweite Herausforderung konnten Radhuber und Stockinger lösen: Eine neue, gelenkte Namensgebung für alle Dateien. Dazu griffen die Experten auf eine Mischung aus Namens- und Nummerngenerierung zurück, die zusammengehörige Bauteile und Baugruppen, entsprechende Montageanleitungen, E-CAD-Daten und technische Handbücher geordnet strukturiert. In diesem Zusammenhang wurde auch das geplante Freigabe- und Revisionsmanagement integriert: Direkt bei der Konstruktion im Inventor werden die Dokumente in Autodesk Vault abgelegt, kategorisiert und im ERP System als Artikel angelegt, wo alle Kollegen zur Bearbeitung darauf zugreifen können. Gibt ein berechtigter User die Daten dann frei, werden im Hintergrund durch den Jobserver automatisch Neutralformate generiert und getrennt nach Verwendungszweck teilweise in das ERP-System beziehungsweise auf den sFTP-Server und zur Webseite geleitet. „Sobald eine Datei geändert werden soll, wird diese in Bearbeitung genommen. In der Folge werden durch den Jobserver die zugehörigen Neutralformate aus allen Systemen entfernt. Wareneingang und Einkauf können dann nicht mehr darauf zugreifen“, erklärt der CAD-Fachmann. Per E-Mail werden sie verständigt, dass sich der Artikel in Änderung befindet.

Die dritte große Herausforderung: Matchcodes

Eine dritte spezielle Fragestellung hat sich bei der Verlinkung der unterschiedlichen Files ergeben: Wie können Daten zu mehreren identischen Artikeln gelenkt werden, um ohne Verwechslungsgefahr auf die gemeinsamen Dateien zugreifen zu können? Die Antwort lautete: Matchcodes. Insgesamt wurden vier verschiedene Matchcodes erstellt. Der erste betrifft beispielsweise die CAD-Daten und zielt auf die Geometrie. „Durch den entsprechenden Matchcode weiß ich jetzt: Zu dieser Leuchte gibt es vier verschiedene Modelle und der Matchcode ordnet jeder Artikelnummer die richtige Zeichnung zu“, erklärt Radhuber. Auch für unterschiedliche Montageanleitungen, technische Handbücher und Fotos gibt es Matchcodes. Was sich so leicht verständlich anhört, war eine wahre Programmierleistung: „Die Datenlenkung und -steuerung über Matchcodes war genauso schwierig, wie die Lösung der InDesign-Frage“, erzählt der Experte. Auch hier war die vertraute Zusammenarbeit mit Daniel Stockinger von Artaker wieder unverzichtbar: „Wir haben zwar immer gemeinsam nach Lösungen für unsere Probleme gesucht – zum größten Teil kamen die Lösungsansätze aber von Artaker“, gibt Radhuber vorbehaltslos zu. „Ein Problem, das Artaker am Ende nicht lösen konnte, gab es bei uns noch nicht.“

 

Viele Vorteile durch die Neuerungen
Die Implementierung des Freigabe- und Revisionsmanagements war ein entscheidender Schritt für Molto Luce. Davor gab es häufig Fehlbestellungen und Fehlproduktionen, da im ERP noch Datensätze von Leuchtenbauteilen angelegt waren, die es so gar nicht mehr gab. „Dadurch wurden schnell mal 1.000 Stück eines Bauteils produziert oder bestellt, die überhaupt nicht gebraucht wurden – über die Jahre eine immense Kosten- und Ressourcenverschwendung“, bedauert der Konstrukteur. Mit diesem Argument konnte er auch die Geschäftsleitung von dem aufwändigen IT-Projekt überzeugen. Zu Recht, denn schon nach kürzester Zeit gehörten Fehlproduktionen der Vergangenheit an. Weitere Vorteile sind auch Zeitersparnis und Prozesssicherheit: Früher musste jede Datei separat im ERP angelegt und die Daten manuell in einen Ordner geschoben werden, heute geschieht das direkt beim Erstellen in der Produktentwicklung. Ob bei Änderungen alle betroffenen Daten aktualisiert wurden, konnte früher nicht kontrolliert bzw. garantiert werden.

Schritt für Schritt zum großen Ganzen

Das Projekt hat sich im Verlauf entwickelt. Aus den ursprünglichen Fragestellungen entstanden neue, bis nach fast zwei Jahren nun alles geklärt ist. Inzwischen verfügt Molto Luce über eine perfekt funktionierende Verknüpfung zwischen PDM- und ERP-System mit entsprechendem Freigabe- und Revisionsmanagement. Damit hat das Unternehmen eine digitalisierte Wertschöpfungskette geschaffen – ein wesentliches Element seiner Industrie 4.0-Strategie. Inzwischen sind auch alle 400 Mitarbeiter des Leuchtenherstellers von der Konstruktion bis zum Einkauf mit dem neuen Prozedere vertraut. Jetzt müssen nur noch kleinere Elemente implementiert und das System entsprechend erweitert werden.

 

Neue Projekte sind schon geplant

Die Entwicklung der neuen Schnittstelle zwischen PDM- und ERP-System war eine gute Investition in die Zukunft von Molto Luce, was Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz angeht. Und auch neue Ideen gibt es bereits: Molto Luce überlegt, eine BIM-Lösung für Architekten zu integrieren, nach der besonders in Deutschland immer wieder gefragt wird. „Das wird eines unserer nächsten Projekte in den kommenden Jahren werden“, ist sich Radhuber sicher. Und auch eine weitere Autodesk-Anwendung soll bei Molto Luce künftig Standard werden: „Durch den Umstieg auf die Autodesk „Product Design & Manufacturing Collection“ verfügen wir inzwischen auch über zehn HSM-Lizenzen. So werden wir bald ebenfalls die Fräsprogramme und Schnittdaten für unsere CNC Anlagen, an denen wir unsere Eigenfertigung machen, direkt am Computer schreiben.“

Molto Luce: digitale Vernetzung Weisskirchen